Drei Jahrzehnte Kommunikations-design
Elmar Zillgen, Stephan Glöckner und Jan Bartsch. Wir starteten mit dem gemeinsamen Büro ’dieGrafiker’ in Bad Neuenahr-Ahrweiler und gestalteten in den ersten zehn Jahren alles im Kreis Ahrweiler, was sich nicht wehrte. Das überregionale Einzugsgebiet war Rheinland-Pfalz und Köln-Bonn.
Unser Signet war das Kamel mit drei Höckern. Als Ideengeber, Grafiker und Typografen wurde von Hand entworfen. Eine coole Zeit für zehn Jahre gemeinsames arbeiten, erfinden und weitergeben von Ideen.
Alte Schätzchen aus der Zeit – Zillgen · Glöckner · Bartsch
Seit 2000 kommuniziere ich mit meinem Büro ohne meine Partner kreativ weiter. Jan und Stephan starteten ab dann in Ihrer Agentur-Neugründung namens Shapefruit.
Was entwickelte sich in der Zeit seit 1990 im Kommunikationsdesign? Das Faxgerät beschleunigte den Austausch schon ab 1991 rasant. Das Tempo erhöhte sich exorbitant mit dem genialen Werkzeug Personal-Computer. Und schliesslich schlägt das Aufkommen von E-Mail und Internet alles bis dato erwartbare an Tempo und manchmal nicht gewollter Kommunikationseile und absichtlicher Tweedversehen. Grenzenfreie Botschaften schlagen sich Bahn.
Evolutionär gesehen ist die Auffassungsgabe dieser Rasanz unterlegen. Weniger in punkto Qualität, aber durch die Quantität. Emotional und sozial sind wir heute in der Lage, gelernten Anstand und Etos per Online-Kommunikation, über Bord zu werfen.
Die Grundsätze unserer kommunikativen Arbeit haben sich dabei erhalten, bedurften der Anpassung, aber bei uns dreien, wurde die Kreativität nicht an Minderwertigkeit des Konsumhorros vergeben.
Die Gesellschaft konnte sich durch das Digitale optisch und inhaltlich zu wenig reflektiert, selbst unbemerkt, überfluten lassen. Die Denkweise hielt der Vielfalt nicht Schritt. Das Gesehene kann bis heute zu wenig eingeschätzt und nach dem souveränen Denkkatalog im Kopf abgelegt werden.
Berater, Konzeptioner, Texter, Gestalter werden nach wie vor für die visuelle Kommunikation von Unternehmen, Institutionen und für Produkte gebraucht.
Beratung nimmt sogar an Wichtigkeit zu, denn Absender können viel zu viele Mitbewerber online in Vergleich ziehen und darüber das eigene Ziel aus den Augen verlieren. Es wird mehr auf den Wettbewerb geschielt. Gestalterische Versatzstücke werden im Download kopiert, benutzt, die Verwechselbarkeit steigt, die Individualität verliert.
Die Kommunikation und die Beratung haben mehr Aufgaben zu stemmen als früher, als weniger Bilder verfügbar waren und lesen noch nicht lästig war.
Die digitale Flut hat auch Vorteile beschert. Man bekommt Anschauung zu allem was möglich ist.
Aber: Nachrichten, immer mehr Bilder, weniger Worte. Wobei die paar Zeichen, heute bereits 280, Anschläge pro Tweed verheerend ungenau, genau formuliert sein können.
Optische Bildung ab der Schule tut heute not. Kanalisation ins Begreifen. Die Qualität der Botschaften muss man abwägen und vergleichen lernen.
Apropos Kommunikation und Sprache. Die Pluralisierung der Gesellschaft bedeutet nicht, dass selbst in öffentlich rechtlichen Nachrichten oder Zeitungen Begriffe wie Milche, Bedarfe, Mineralwässer aus Mangel an Umschreibungsfähigkeit der Vielartigkeit in die Pluralform gesetzt werden. Es heisst Sprache verändert sich. Unzulänglichkeit gewinnt Raum.
Die Aufgaben für Kommunikationsdesign haben sich nicht geändert. Es gilt vielmehr den Erhalt glaubwürdiger Informationen unter geänderten Vorzeichen, weiter sinnvoll zu entwickeln. Manche Berufe sind verloren, neue kommen hinzu und viele wollen nicht mehr angenommen werden. Es gibt dazu heute Begriffe die kommuniziert und beworben oder erklärt werden müssen. Fachkräftemangel, Altersteilzeit oder Mobbing. Und noch drastischere, zustandsbeschreibende Neuschöpfungen kamen dazu. An der Entwicklung konnten wir teilnehmen, ohne alles mitzumachen.
Es bleibt spannend und heute kann ich die abgegriffenen Slogan aus den 1980er Jahren von Kompetenz, Vertrauen und Erfahrung der Firmen, nachvollziehen. Kommunikation, Wort und Bild haben Einfluss.
Das Mitdenken und Einsetzen für das richtige Verstehen und kommunizieren macht noch mehr Spaß.
Es bleibt notwendig Unternehmen und Produkte in der Entwicklung zu unterstützen und glaubhafte, wirkungsvolle Auftritte zu kommunizieren. Also lasst uns aufspielen!